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Mein trauriges Buch

Habe ich selbst nicht gelesen, aber einen interessanten Artikel dazu gefunden:

Trauern - wenn nichts mehr ist, wie es einmal war. Über Michael Rosens und Quentin Blakes grossartiges "Trauriges Buch".

Die Autorin des Artikels, Marie-Thérèse Schins ist Mitbegründerin des Institut für Trauerarbeit in Hamburg:

"Als ich das Buch aufklappte und die ersten drei Seiten ansah, wurde ich in einen Sog mitgerissen, der mich bis zur letzten Seite im Bann hielt. Ich musste sofort an die Gruppe von trauernden Vätern in diesem Sommer denken. Nach mehr als 20 Jahren Trauerarbeit mit Betroffenen, vor allem mit Kindern und Jugendlichen, durfte ich das erste Mal dabei sein, während sich Väter über die umwerfenden Veränderungen in ihrem Leben austauschten, über all das, was sie bewegte nach dem Tod ihres Kindes. Noch nie habe ich soviel über Männer- und Vätertrauer gelernt wie an jenem Wochenende. Wir arbeiteten mit literarischen Texten, auch denen des Reisejournalisten Bruce Chatwin und der Dichterin Rose Ausländer, mit Bildern, Postkarten und mit dem Gestalten der eigenen Trauer zum Thema Regenbogen. Jetzt, wo ich dieses Buch besitze, hätte ich mir "Mein trauriges Buch" bereits im Sommer gewünscht. Eben für diese 26 Eltern, die von der Hamburger Psychologin Jutta Rust-Kensa und mir ein Wochenende lang begleitet wurden.– Quentin Blake, der mich schon immer durch seinen geschliffenen Zeichenstrich vor allem als Illustrator von Roald Dahl faszinierte, hat sich mit diesem Buch selbst übertroffen. Zum Text von Michael Rosen begibt er sich Schritt für Schritt in jenes Vakuum, in das Gebiet also, das auch für Betroffene sehr lange, vielleicht sogar ein ganzes Leben lang ein weißer Fleck auf der Landkarte ihrer Wirklichkeit bleibt. Die Ehrlichkeit und die Schonungslosigkeit der Text- und Bilddarstellung von Schicksal dieses Vaters ist so ergreifend und so unglaublich echt. Die Worte, die auch der Übersetzer Richard Rosenstein für das fand,was sonst von Männern und Vätern verbal und meistens aus Unsicherheit gemieden wird, finden sich hier wieder, genau auf den Punkt gebracht. Nichts zuviel, nichts zu wenig. Die ganze Palette der Hilflosigkeit, der Wut, auch der Verständnislosigkeit der Umwelt, der Ratlosigkeit und Verzweiflung des Betroffenen, all das ist zwischen den Buchdeckeln zu finden. Dies ist nicht nur ein Buch für Betroffene, und auch nicht nur für Väter: Was es hier zu lesen und anzuschauen gibt, geht uns alle an, da spielt das Alter keine Rolle. Wir haben das Recht auf eigene Trauer, auf das, was uns aus der Bahn wirft. Wir brauchen Hilfe und Rücksicht. Dieses Buch lässt verstehen und hilft, ohne jemals aufdringlich zu sein.

Wo ist traurig? Traurig ist irgendwo. Es kommt und findet dich. Wann ist traurig? Traurig ist irgendwann. Es kommt und findet dich. Wer ist traurig? Traurig ist irgendwer. Es kommt und findet dich.

Kernsätze aus diesem Juwel, die als Einstieg in Gespräche und so als Begleitung von traurigen und trauernden Menschen stehen könnten. Ich bin mir sicher, dass alle, die aus irgendeinem Grund trauern, sich durch diese Zeilen und Bilder öffnen werden, sich erkennen und wieder finden. Was mich außerdem fesselte, ist der Blickwinkel eines Mannes, was ich bislang in Bilderbüchern über Trauer so noch nicht gefunden habe. Die Vielseitigkeit des Themas ist bestechend. Darum wünsche ich mir sehr, dass dieses Buch in jedem Kindergarten, in jeder Schule, in vielen Familien, ja bei allen, die Zugang zum Traurigsein suchen, als Hausbuch einen Platz findet. Denn Trauer findet dich, überall, egal wo du bist. Mein trauriges Buch ist für mich ein herausragendes Standardwerk, für das ich Fachliteratur zur Seite lege – jederzeit. Bei meiner nächsten Gruppenarbeit wird es im Mittelpunkt stehen, egal wer da vor mir sitzt. Ein großes, ja ein großartiges Buch. Und: Trauer gibt es nicht nur im November, sondern immer." Illustration: Quentin Blake Marie-Thérèse Schins (www.schins.gmxhome.de), geboren in den Niederlanden, siebtes von zehn Kindern, lebt in Hamburg als freie Autorin, Journalistin und Malerin. Lehraufträge an der Hochschule Hamburg. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist der Umgang mit Trauer in Schreib- und Malwerkstätten, vor allem mit Kindern und Jugendlichen. Mehrere eigene Titel, wie beispielsweise «Ich übe für den Himmel» (Januar 2007, Patmos-Sauerländer). – Seminare und Hilfe zum Thema Tod und Abschied findet man unter: Verwaiste Eltern e.V., Tel.: 0 40/450 009 15 (www.verwaiste-eltern.de) oder beim ITA Institut für Trauerarbeit e.V., Tel.: 0 40/ 36 11 16 83 (www.ita-ev.de), beide in der Bogenstr. 26, 20144 Hamburg.